Das Au-pair-Programm hat über Jahre hinweg eine zentrale Rolle im kulturellen Austausch zwischen Deutschland und der Welt gespielt. Junge Menschen aus verschiedenen Ländern nutzen diese Gelegenheit, um deutsche Familien zu unterstützen und gleichzeitig unsere Sprache und Kultur kennenzulernen. Für viele ist dieser Aufenthalt nicht nur eine bedeutende Lebenserfahrung, sondern auch ein wichtiger Schritt in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung.
Doch das Programm steht derzeit vor einer ernsthaften Krise. In vielen Ländern, wie z.B. Madagaskar, Togo, Indonesien, Tadschikistan, die Mongolei, steigen plötzlich und unvorhersehbar die Ablehnungsquoten bei Visaanträgen für Au-pairs. Diese dramatische Zunahme von Ablehnungen erfolgt oft ohne nachvollziehbare Begründung. Zusammen mit viel zu langen Wartezeiten für einen Visatermin (teilweise bis zu 2 Jahren), stellt dies für alle Beteiligten ein großes Problem dar.
Für seriöse Au-pair-Agenturen, die sich auf eine sorgfältige Beratung und Vermittlung konzentrieren, ist diese Entwicklung eine immense Herausforderung.
Die Unsicherheit, ob und wann ein Visum genehmigt wird oder nicht, erschwert ihre Arbeit erheblich. Statt sich auf ihre Kernaufgaben zu fokussieren, müssen die Agenturen wertvolle Ressourcen darauf verwenden, die komplexen und inkonsistenten Visaverfahren zu bewältigen. Dies führt zu einem erheblichen Verlust an Zeit und Kapazität und verunsichert Agenturen, Gastfamilien als auch Au-pairs gleichermaßen.
Die Enttäuschung für die betroffenen Gastfamilien und die Au Pair BewerberInnen ist groß.
Viele von ihnen haben sich lange auf die Ankunft ihres neuen Familienmitglieds gefreut, die Kinder haben sich auf den interkulturellen Austausch eingestellt – und dann kommt plötzlich die Nachricht, dass das Visum abgelehnt wurde. Diese plötzlichen und unvorhersehbaren Enttäuschungen sind nicht nur emotional belastend, sondern werfen auch ernsthafte Fragen zur Fairness und Transparenz der Visaverfahren auf.
Die deutschen Dachverbände im Bereich Au-pair –Gütegemeinschaft Au Pair e.V., AuPair Society e.V. und IAPA International Au Pair Association – haben bereits Versuche unternommen, auf diese Probleme aufmerksam zu machen und Lösungen zu finden. Trotz intensiver Bemühungen hat sich die Situation nicht verbessert; sie hat sich sogar noch verschärft.
Daher haben die Verbände am 15.08.2024 in einem Brandbrief die verantwortlichen Stellen des auswärtiges Amtes sowie der Arbeitsagentur aufgefordert, zu verschiedenen Themen der Visabearbeitung für Au-pairs Stellung zu nehmen und angeboten, gemeinsam mit den Verbänden Lösungen zu entwickeln.
Im Kern dieses Schreibens geht es darum, dass seriöse Au-pair-Agenturen unterstützt werden müssen, um die Visaerteilung zu erleichtern und die Verfahren transparenter und vorhersehbarer zu gestalten.
Dazu haben die Verbände konkrete Fragen gestellt und Vorschläge unterbreitet, in der Hoffnung, dass diese zu weiterführenden konstruktiven Gesprächen führen.
Ein offener Dialog zwischen allen beteiligten Akteuren ist jetzt entscheidend, um das Au-pair-Programm als wertvolles Instrument des interkulturellen Austauschs zu erhalten. Eine weitere Verschlechterung dieses Programms wäre nicht nur ein Verlust für die betroffenen Au-pairs und Gastfamilien, sondern auch für Deutschlands Ansehen und Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Ebene.